Abt. Neulich im Steilhang

Team-Wanderung am Schafreuter (2102 m üNN)

2020 wanderung01Team-Wanderung am Schafreuter (2102 m üNNTeam-Wanderung war die Vorgabe und da ich im Gegensatz zum Chef-Trainer (Urlaub) und zum jungen Co-Trainer (Lehrer) keine adäquate Ausrede präsentieren konnte, war ich dabei und musste mich den peinigenden Strapazen des Ausfluges aussetzen.


Wahrscheinlich sollte der arme Torwart-Trainer auch mitgenommen werden, um Alters- und Gewichtsschnitt der Truppe zu heben.
Per Sternfahrt wurde das Ziel, der Schafreuter, südlich von Lenggries, von FDB-Ost (Oli), Rohrbach (Zlatan) und Augsburg (Jan) mit den jeweiligen Besatzungen angefahren.

Um 06:08 Uhr brummte der gefühlt tiefer gelegte Opel des 2. Abteilungsleiters unruhig vor meiner Haustüre.
Drei Minuten zu spät!
Unwahrscheinlich, dass wir über den Tag diesen Rückstand wieder aufholen würden.

Und es kam zu weiteren Verzögerungen, da bei der omnipräsenten Landbäckerei noch labbrige Backwaren erworben wurden und Metzi seine Baccardi-Vorräte an der Tanke noch füllen wollte.

Um die spannungsgeladene Vorfreude noch weiter zu steigern und die Anreisezeit kurzweilig zu gestalten, erzählte ich einige muntere Anekdoten und gut abgehangene Schwänke aus meiner brillanten und ruhmreichen Fußballkarriere. Kaum war ich beim Bezirksliga-Aufstieg im Jahr 2000 angekommen, zeigten meine pointierten und mit unnachahmlichem Witz vorgetragenen Ausführungen ihre zu erwartende Wirkung an Bord: Manu schlief ein, Metzi hatte sowieso nicht zugehört und Oli drehte unmerklich, aber deutlich, das Radio lauter. Alles klar, Kameraden, kommt ihr mir mal mit euren Bezirksliga-Aufstiegs-Helden-Geschichten, dann werde ich mit kleiner Geste meine Hörgeräte leiser stellen – oder auf schnellen Vorlauf.

Unbeirrt schoss der schnittige Bolide des jungen Abteilungsleiters, der selbstverständlich gänzlich auf Vereinskosten läuft (Buchhaltungs-Posten: „Spindelmäher 2.0“) gen Süden und kurz nach Lenggries gab es großes Hallo, als offenbar ein begeisterter Fan von Oli diesem bei 80 Sachen in der 30er-Zone zuwinkte und sogar nachlief. Naja, für solche Kinkerlitzchen und sabbernde Starverehrung hatten wir natürlich keine Zeit. Bis 2 Kilometer später ein Kollege des Fans mittels Nagelkette die Fahrt unvermittelt unterbrach und ein lumpiges Wegegeld von 5 € einforderte. Mit großer Geste schnippte Oli einen Zwanziger (aus der Mannschaftskasse) aus dem Fenster und ließ den aufdringlichen Verehrer mit einem Kavalierstart Gummi schmecken.

Zum Angriff auf die 1200 Höhenmeter standen Holzi, Zlatan, Jo, Marco Sch., Vale Sch., Herr Weindl, Jan, Igor, Benni G., Marco E., Oli, Metze, Manu und der alte Torwarttrainer dann am Start.

Interessant dabei die verschiedenen taktischen Herangehensweisen der Akteure zum Sturm auf den Gipfel. Während Jan mit der Ausrüstung eines Profis antrat – Turnschuhe und Zigaretten, hatte Igor bereits am Vorabend vorausblickend die Höcker prall gefüllt.
Durchaus eine diskutable Taktik, ebenso wie die von Marco Sch., der auf 1/3 der Strecke eine drastische Gewichtsreduzierung vollzog. Herr Weindl, optisch am deutlichsten mit hochalpiner Erfahrung, ging die Sache wie im täglichen Schulalltag an: gemächlich und ab 13:10 Uhr in Höchstform. Da Vale Sch. zuletzt bei der Andechs-Wallfahrt als Guide nicht überzeugen konnte, musste der junge Mann sich diesmal demütig im hinteren Mittelfeld verdingen.

2020 wanderung03Die mit 2 Stunden 40 Minuten ausgeschilderte Strecke, die herrliche Ausblicke gewährte, wurde von den jungen Leuten in ca. 1:50 Stunden in Grund und Boden gerannt. Mit bei der Laufsportgruppe (LSG) geübter Schnapp-Atmung enterten Herr Weindl und ich im Gleichschritt bei ca. 2 Stunden das Gipfelkreuz. Altersgerecht sehr in Ordnung, wie wir uns gegenseitig bestätigten. Vorbildliches Verhalten zeigten die beiden Keeper, die sowohl mustergültiges Sozialverhalten (Vortritt für den Torwarttrainer!) als auch beispielhaftes Abstandhalten (Pandemie!) an den Tag legten und die Nachhut zur Bergspitze bildeten.

Nach dem Abhaken der obligatorischen Programmpunkte am Gipfel (Rast, Aussicht, lecker Käsebrot, Mannschaftsfoto) sollte der versprochene Höhepunkt der Team-Wanderung folgen.
Einkehr in der Tölzer Hütte!
Lang ersehnt und verdient erklommen – umso niederschmetternder dann die Nachricht: „Wegen Renovierung geschlossen!“
Mit dieser ebenso langweiligen, wie unakzeptablen Ausrede ließ sich die durstige Wandergruppe nicht abspeisen.
So wurde der Hüttenwirtin unter der Androhung, dass Zlatan in der Hütte den Boden neu verlegt, ein Kasten Bier abgeschwatzt. Geht doch!

Frisch aufgehopft war der Abstieg zum Parkplatz ein Kinderspiel und niemand wagte es auszusprechen, aber alle waren sich im Stillen einig: Toll, dass sich Benni G. nicht verletzt hat.

Die Rückfahrt im überhitzten Boliden, der junge Abteilungsleiter hatte die Klimaanlage nur für den vorderen Wagenbereich aktiviert, wurde kurz in Bad Tölz unterbrochen. Die dehydrierten Körper wurden von innen gekühlt und die Höcker gefüllt. Einen schlimmen Fauxpas leisteten sich bei diesem Zwischenstopp einige Herren, die zum Entsetzen des Ernährungscoachs amerikanisch (!) Essen gingen. Um nur unwesentlich später noch eine Lage griechische Speisen aufzulegen, denn im „El Greco“ in Friedberg sollte die Team-Wanderung ihren festlichen Ausklang finden.

Um die erbauliche Stimmung noch weiter zu steigern und die ausklingende Gemeinsamkeit kurzweilig zu gestalten, erzählte ich einige muntere Anekdoten und gut abgehangene Schwänke aus den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrtausends. Und prompt zeigten meine pointierten und mit unnachahmlichem Witz vorgetragenen Ausführungen ihre zu erwartende Wirkung: Es wurde eine Flasche Ouzo bestellt – und der alte Mann so ruhiggestellt.

2020 wanderung02Da die Krägen noch nicht gänzlich voll waren, aber offenbar der Geldsäckel des Stammwirtes, denn im „Gasthaus Zum Jungbräu“ brannte kein Licht mehr, lud Marco Sch. mit kleiner Geste großartig in sein Domizil in der Ludwigstraße ein. Ein paar erfundene Heldengeschichten und Bierchen später wählte ich einen unspektakulären koordinierten Abgang, statt im Morgengrauen die Kurvenschuhe benutzen zu müssen. Das Heim hatte schon zu (Sperrstunde 22:00 Uhr!), aber ich hatte mit dem Hausmeister ja vorausschauend ein Versteck für den Hausschlüssel vereinbart.

Als ich dann müde und erschöpft in meinem Bettchen lag und mich wie allabendlich in den Schlaf weinte, dachte ich mir noch: „Gut, dass ich keine adäquate Ausrede für die Teilnahme an der Team-Wanderung präsentieren konnte.“

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